Pressemitteilung
der Kühlewind-Stiftung, Budapest und des Netzwerks der Kühlewind-Übungsgruppen, Freiburg
Unter der Asche des Alltagsbewusstseins den göttlichen Funken finden
Tagung zum 100. Geburtstag von Georg Kühlewind brachte 150 Besucher nach Budapest – Übungsgruppen jetzt an ca. 20 Orten im deutschsprachigen Raum
Budapest/Freiburg, 6. Juni 2024 (CU/AH). „Neue Wege“ war das Thema der Tagung, die aus Anlass des 100. Geburtsjahrs von Georg Kühlewind vom 17.-19. Mai in Budapest stattfand. Rund 150 Menschen aus acht Ländern waren über Pfingsten nach Budapest gekommen, um sich in Vorträgen und Übungsgruppen mit der Frage zu befassen: „Wie kommt das Neue in die Welt?“ – so auch der Titel des Einführungsvortrags von Christine Gruwez, Antwerpen.
„Alle großen Lehrer der Menschheit sind radikale Erneuerer gewesen“, betonte Laszlo Böszörmenyi, Biograf von Georg Kühlewind und Tagungsorganisator, in seinen einleitenden Worten. Spirituelle Bewegungen müssten sich in Acht nehmen, nicht zu einer „abstrakten Lehre“ zu verkommen. Die Geschichte zeige, dass große Lehren oft nicht durch ihre Gegner, sondern durch ihre Anhänger verdorben worden seien.
Kühlewind hat in seinem Leben tagtäglich daran gearbeitet, mit den spirituellen Quellen in Verbindung zu bleiben – ein Weg, der jedem Menschen möglich ist –, diese Quellen sind für alle Menschen die gleichen. Die Verbindung mit ihnen ermöglicht das Neue in der Welt; dazu hat Kühlewind einen Übungsweg gewiesen, den jeder beschreiten kann. Übungsgruppen in den verschiedenen Sprachen der Tagung – Deutsch, Englisch und Ungarisch – nahmen von daher auch einen großen Raum ein, geleitet von den Vortragsrednern sowie von Sebastian Elsaesser, Zsuzsa Uray und József Pál.
Böszörmenyi dankte in seinem Beitrag auch den weiteren Organisatoren der Tagung, Anna Székely, András Pál, József Pál und Annegret Holland, sowie den Sponsoren der Kühlewind-Stiftung, die mit ihren Spenden niederschwellige Teilnahmegebühren und einen festlichen Rahmen ermöglicht hatten.
Christine Gruwez führte in ihrem Vortrag aus, wie der Mensch durch seine eigene innere Tätigkeit zu einem „Diener des Logos“ werden kann – so der Untertitel von Böszörmenyis Kühlewind-Biografie. Unter der „Asche des Alltagsbewusstseins“ liege der göttliche Funken, der Logosfunken verborgen, den jeder Mensch in sich zum Erglühen bringen kann. Kühlewinds Leben selbst sei ein Beispiel für einen Menschen, der sich von äußeren Umständen vollkommen unabhängig gemacht hat. Sie folgte diesem Weg anhand des Werks von Kühlewind und wies dabei auch auf die Rolle der Widerstände und des Nichtverstehens im Prozess der inneren Entwicklung hin, denn dieser vollziehe sich in der „Sphäre der Hindernisse“. Erkennen und lieben, was noch nicht da ist – so beschrieb Gruwez den Prozess des Übungswegs. Entscheidend ist die liebende Tätigkeit des Menschen, erkennende Weisheit allein reiche nicht mehr aus, um das Neue in die Welt zu bringen – beides bildet eine Einheit im Werk von Kühlewind. In ihrem Beitrag würdigte sie auch die „einigende Sprache Kühlewinds“, die auf der Tagung erlebbar geworden sei im Zusammenwirken der Menschen aus acht Ländern. Im Zusammenhang mit den Himmelfahrts- und Pfingstereignissen kulminierte der Vortrag in der Betrachtung der „grünenden Fußspuren“ Christi, die die Erde treu aufbewahrt. Die Erde wartet darauf, dass wir sie bemerken und pflegen und dass auch wir die Erde durch Spuren einer neuen „Sprache“ von Intuition und Tätigsein verlebendigen.
Michael Lipson, Psychologe aus Great Barrington (MA, USA), betonte, das Zusammensein Einzelner sei immer wieder als „ein Wunder“ zu betrachten, bei dem es darum gehe, zu bleiben, wer man ist – auch im Austausch mit anderen. Lipson befasste sich in seinem Vortrag schwerpunktmäßig mit der Welt des Unsichtbaren, dem Wesen hinter den Dingen. Kühlewind habe mit seinem Werk eine „unglaubliche Klarheit in das komplizierte Verhältnis von Himmel und Erde“ gebracht. Mit den Übungen zur Schulung der Aufmerksamkeit habe Kühlewind den Menschen einen entscheidenden Schlüssel zur Entwicklung des Bewusstseins geliefert. „Je stärker die Aufmerksamkeit wird, umso mehr verschwinden unsere Eigenheiten und das Wunder des wahren Selbst wird erlebbar“, so Lipson.
Erwin Fenyős Beitrag beleuchtete Möglichkeiten der Bewusstseinsentwicklung am Beispiel von Leben und Werk Dantes. Dante befand sich in einer individuellen Krise und der beschriebene Weg von ihm durch Hölle, Purgatorium und Himmel ist gleichzeitig der Weg der Heilung eines Menschen: durch das Schreiben, durch das Erschaffen des Kosmos der Divina Commedia. Er wird auf diesem Weg durch Beatrice – oft vertreten durch andere, wie Vergil – geführt, er wird auch in der Höllenfahrt von oben geführt. Diese Stationen setzte Ervin Fenyő mit den Schwierigkeiten auf einem Schulungsweg in Beziehung.
István Székely widmete sich der Schöpfungsgeschichte. Er sprach über die Bewusstseinsqualität von Schöpferwesen, die stumme Ursprache, die zu ersten Regungen führt, und er beleuchtete Fragen der Entwicklung der Naturreiche. Der Bogen wurde zur stummen Sprache der Autisten gespannt, die für den Erwachsenen nur überbewusst zugänglich ist und zur stummen Sprache des Pfingstereignisses, die Erkenntnis und Wille zugleich und somit Liebe in bedingungsloser Art ist – so wie bei einem gegenseitigen Erkennen von Menschen in absoluter Präsenz.
Eine vielen Anwesenden unbekannte Seite im Werk Kühlewinds schlug László Jakubinyi auf, als er vom heilpädagogischen Projekt Baráthegyi Majorság bei Miscolc im Norden Ungarns berichtete. Es wird von der Stiftung Szimbiózis finanziert, die – als Dank für einen pädagogischen Rat von Georg Kühlewind – durch eine Spende von Eltern ins Leben gerufen wurde. Heute arbeiten in dem Projekt mehr als 500 behinderte Menschen, mehr als die Hälfte von ihnen sind ehemalige Waisenkinder. „Die wahre Liebe ist die handelnde Liebe“, zog Jakubinyi das Fazit aus dem Engagement von Georg Kühlewind in der Heilpädagogik.
In seinem Abschlussvortrag stellte Laszlo Böszörmenyi die schmerzhafte Frage nach der Sinnhaftigkeit spiritueller Bemühungen. In einem Brief von 1979 mit dem Titel De Profundis stellt Georg Kühlewind die Frage, ob man angesichts des furchtbaren Zustands der Welt – und des Bewusstseins der Menschen – etwas tun kann. Er bittet darin alle, die meditieren können oder es lernen wollen, für die Zukunft zu meditieren – insbesondere anhand von Offb, Kap. 21, 22, die im Zeichen des Neuen stehen („Siehe, ich mache alles neu!“). Inzwischen hat sich die Lage deutlich verschlechtert, und sind wir mit unseren schwachen spirituellen Kräften nicht nur lächerliche Träumer? Ja, vielleicht. Trotzdem sollten wir nicht aufgeben. Solange es kleine Menschengruppen gibt, die an der Meditation arbeiten, gibt es noch Hoffnung, dass der Logosfunken „unter der Asche des Alltagsbewusstseins“ entfacht wird und als Feuer des Geistes in die nächste Epoche hinübergerettet wird.
Am Ende der Tagung berichtete Annegret Holland über die derzeitige Entwicklung des Netzwerks der Kühlewind-Übungsgruppen in den verschiedenen Ländern, darunter auch die USA und Brasilien. Im deutschsprachigen Raum gibt es derzeit rund 20 Gruppen; Adressen sind über die Homepage des Netzwerks zu finden, ebenso Termine von Seminaren, Vorträgen und Tagungen zum Werk von Georg Kühlewind.
Videomitschnitte der Vorträge:
Links:
Berichte zu Kühlewind und zur Kühlewind-Biografie von Laszlo Böszörmenyi auf der NNA-Homepage: